Die Landesfläche Thüringens ist zu einem Drittel mit Wald bedeckt. In den letzten Jahren wurden diese Flächen stark beschädigt. Nun sollen im Freistaat Thüringen 1% der Fläche für den Ausbau von Windenergie ausgewiesen werden. Welchen Beitrag kann die Windenergienutzung auf Forstflächen leisten, um bei dem dringend benötigten Waldumbau und bei der Wiederaufforstung zu helfen?
Grundsätzlich ist m.E. die Erreichung des 1%-Zieles nur unter Einbeziehung der Waldflächen möglich. Eine direkte Verknüpfung zwischen dem Ausbau der Windenergie und den Waldumbaumaßnahmen bzw. der Wiederbewaldung lässt sich hier nur schwer herstellen. Sollten Waldflächen für den Ausbau der Windenergie gerodet werden müssen, sind diese nach dem Waldgesetz auszugleichen.
Nicht zuletzt auch aufgrund der im Ergebnis einer anhaltenden Dürre- und Trockenheitskatastrophe ist die Ertragslage vieler der waldbesitzenden Grundeigentümer bereits seit Jahren außerordentlich angespannt. Klimabedingt ist hierbei auch perspektivisch nicht von einer wesentlichen Entspannung auszugehen. Bei weiterer Betrachtung leisten aber gerade die möglicherweise zu generierenden Pachteinnahmen der Waldbesitzer einen Beitrag zur forstlichen Liquiditätssicherheit, welche wiederum erst Waldumbau- oder Wiederaufforstungsmaßnahmen ermöglichen.
Sind Ihnen konkrete Bestrebungen im Ausbau von Windenergie im Thüringer Forst bekannt? Wieviel Fläche könnte der ThüringenForst für die Nutzung der Windenergie bereitstellen?
Die anhaltende Unsicherheit über die Ausweisung von geeigneten Vorranggebieten durch die Regionalplanung bringt den Ausbau der Windenergie in Thüringen nicht voran. Auf Flächen von ThüringenForst wird derzeit nur ein Projekt realisiert. Hierbei handelt es sich aber um eine landwirtschaftliche Fläche.
Derzeit ist ja die gesetzgeberische Diskussion im Gange, ob Wind im Wald in Thüringen zukünftig überhaupt noch möglich ist.
Welche Kriterien müssen aus Ihrer Sicht erfüllt sein, damit Windenergie im Wald (auf den s.g. Schadensflächen) funktionieren kann?
Grundsätzlich kann Wind im Wald unter Beachtung der Gesetzeslage immer funktionieren. Mit einem Flächenbedarf von ca. 0,5 ha pro Anlage ist der Einfluss und Flächenverbrauch gegenüber andern Infrastrukturvorhaben vergleichsweise gering. Zu beachten ist in diesem Sinne eine erhebliche Differenzierung nach der Ausformung der Schadflächen, der Waldstruktur im angrenzenden Umfeld sowie die gegebene Exposition. Zur Errichtung von WKA im Wald bedarf es einer Nutzungsartenänderung. Geschädigte Waldflächen bleiben Wald im Sinne des Gesetzes, unabhängig davon, ob auf diesen Flächen Bäume stehen. Die von der Regionalplanung erarbeiteten Vorranggebiete können Schadflächen enthalten. Ein wünschenswertes Ziel wäre, wenn bei der Planung von WKA-Standorten die Eingriffe so gering wie möglich gehalten werden und in der Umsetzung bevorzugt Schadflächen beplant werden. Bei jeder Planung sollte aber der Grundsatz gelten, dass so wenig Fläche wie möglich in Anspruch genommen und möglichst wenig Wald gerodet werden sollte. Ungeachtet der vorherrschenden Schadsituation auf einer Fläche, bleibt diese aber Wald im Sinne des Gesetzes und Eingriffe sind entsprechend auszugleichen.
Windenergie im Wald ist ein sehr emotionales Thema. Was sagen Sie den Menschen, die große Bedenken gegen die Errichtung von Windenergieanlagen im Wald haben?
Die Folgen des Klimawandels sind präsent und mittlerweile von jedem erkennbar. Der Klimaerwärmung entgegenzuwirken heißt, ein Umdenken in der Energieerzeugung und im Energiekonsum zu fordern. Unabhängig von den auf Bundesebene erarbeiteten Klimazielen, muss sich ein jeder persönlich mit der Frage auseinandersetzen.
Bei den meisten Wäldern handelt es sich um Nutzwälder, welche durch eine anspruchsvolle Waldbewirtschaftung geprägt sind. Gerade Wälder auf Bergrücken oder sehr exponierten Lagen sind nicht selten trockener und nährstoffärmer, daher schwierig zu bewirtschaften und unterliegen häufig intensiverem Schadgeschehen. Allerdings sind diese in der Regel aufgrund ihrer Windhöffigkeit prädestinierte Standorte der Windkraftnutzung. Neben dieser exponierten Lage bieten Waldstandorte noch weitere Vorteile, so zum Beispiel den nötigen Abstand zu Wohnbebauungen und häufig bereits ein gut ausgebautes Wegenetz, was hilft, Eingriffe bei der Standortsrealisierung zu minimieren.